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Mineralien, Fossilien und Gesteine

Die Mainfränkischen Platten und die Neckar-Tauber-Gäuplatten

„Deutschland in Europas Mitte,

Und in Deutschlands Mitte Franken,

In des schönen Frankenlandes

Mitte liegt ein schöner Grund…“

(FRIEDRICH RÜCKERT. Der Mittelpunkt).


Naturraum


Die Mainfränkischen Platten des Fränkischen Schichtstufenlandes und die Neckar-Tauber-Gäuplatten bilden eine flache, hügelige Landschaft mit ausgeprägten Hochebenen und nehmen einen sehr großen Naturraum ein.  Der Main ist über weite Strecken, mit starken Einschnitten in die Gesteine, das bestimmendes Landschaftsbild. 

Begrenzt von Odenwald, Spessart und Rhön (NW), dem Keuper-Lias-Land (E), die Neckar-Tauber-Gäuplatten (W; eine eigene Einheit mit nur geringen Anteil in Franken, z.Bsp.: Rothenburg o.d.T. und ist fast identisch mit der Grenze Bayern - Baden Württemberg) und den Thüringisch-Fränkischen Mittelgebirgen (N) (als Gäue werden heute waldarme Landterrassen bezeichnet im Gegensatz zum früheren Gebrauch für Auen).


Landkarte, Rothenburg o. d.T. und Windsheimer Bucht.


(Feiner unterteilt werden die Gäuplatten noch in die Ochsenfurter Gau und Gollachgau, die Windsheimer Bucht, die Marktheidenfelder Platte, das Mittlere Maintal, die Gäuplatten im Maindreieck, die Wern-Lauer-Platten, das Schweinfurter Becken, das Steigerwaldvorland, dem Grabfeld, Hesselbacher Waldland („Schweinfurter Rhön“) und den Tauberplatten. Geologisch wird die „Gipskeuper-“ und tw. die „Sandsteinkeuperregion“ häufig extra geführt).

Bekannte Städte und Orte wie die Universitätsstadt Würzburg, (Befestigungsanlage seit 704!) mit seiner Residenz - UNESCO-Weltkulturerbe!, Ochsenfurt, Karlstadt, Volkach, Haßfurt, Kitzingen, Markt Heidenfeld, Neustadt a.d. Saale u.v.a. bestimmen die wirtschaftlichen Gegebenheiten.

Mit Bad Windsheim, den Bädern Bad Kissingen, Bad Neuhaus a.d.Saale (an der Grenze Rhön u. Wern-Lauer-Platten) und Bad Königshofen (Römhilder Grabfeld) sind gleich vier große Heilbäder vorhanden.


Bad Kissingen, Blick vom Schwanberg auf die Gäuplatten und die Stadt Würzburg.


„Je höher du wirst aufwärts gehn, 

Dein Blick wird immer allgemeiner; 

Stets einen größern Teil wirst du vom Ganzen sehn,

Doch alles Einzle immer kleiner." 

((FRIEDRICH RÜCKERT)

Geologie

In der Trias („Dreiheit“) entstand das „Germanische Becken“,  das unsere Sedimente des Erdmittelalters (Karbonat-, Sand-, Tonsteine) in sich aufnahm. Der Trias liefert bei den Gäuplatten die bestimmenden Gesteine. 


Untere Trias (251 Mio. J.)

Der Buntsandstein (Mittlerer Keuper) wird in den „Gäuplatten“ nur an tieferen Stellen angeschnitten, wie z.Bsp.: in den Wern-Lauer-Platten in der Ringelbachschlucht oder am Main.

Die Stratigraphie des Buntsandstein, der Karneol-Dolomit-Horizont und der Übergang vom Buntsandstein zum Muschelkalk bei Gambach und die Calcitdrusen des Buntsandsteins die im Norden als Karneoldrusen vorhanden sind.

Den Ablagerungen eines kalkreichen, flachen Meeres, das stellenweise auch einem Wattenmeer glich, verdankt der Muschelkalk (248 Mio. Jahre; 2 Grad SE einfallend) seine Entstehung. Die erhalten gebliebenen welligen Strukturen und die mergeligen Lagen werden unterbrochen von den dicken Kalkbänken („Sturmflutablagerungen“) der „Schaumkalkbänke“ und der „Quaderkalkfazies“. Die hohe Dichte an „Muschel“schalen (auch Brachiopoden u.v.a. fossile Reste) waren namensgebend. Im mittleren Muschelkalk folgen in abgetrennten Becken (Sabkhas) die Evaporite mit Gips (unter Bedeckung Anhydrit) und Steinsalzlagen. Ammoniten (Ceratiten), Sauropoden und vor allem die Seelilien (Crinoiden) sind seit jeher von Sammlern sehr gesucht. Die Meeresspiegelschwankungen, dokumentiert durch dünne Kalk- u. Mergelbänke und die dolomitisierten Bänke, bestimmen das Bild.


Die Stratigraphie des Muschelkalks, einer der vielen Mainprallhänge die die Schichten freigelegt haben, Retzbach und der Quaderkalk bei Kleinochsenfurt, einer der begehrtesten Werksteine.

Keuper (230 Mio. J).


„Die Sandsteine dieser bunten Mergelformation, 

die man doch wohl noch zweckmäßiger und kürzer Keuperformation nennen kann, 

unterscheiden sich ebensosehr vom bunten wie vom Liassandstein.“ 

(KEFERSTEIN.1824).


Mittlere Trias - Unterer Keuper

Vor ca. 235 Mio. Jahre in der Trias, nach Abzug des Muschelkalkmeeres, folgen überwiegend Ablagerungen durch Flüsse die von vereinzelten Meeresvorstößen unterbrochen wurden. Im auf und ab des Klimas werden Ton- und Mergelsteine, Sande und Karbonate sedimentiert zu einem farbenprächtiges Zusammenspiel. 

Die Zeit des Keupers beginnt mit dem „Lettenkohlenkeuper“ (Mittlere Trias, Unterer Keuper - Erfurt-Formation) mit sandigen, karbonatischen (marin und fluviatil) und tonigen Ablagerungen. Pflanzenresten von Farnen, Schachtelhalmen und Bärlappgewächsen werden in einem Flussdelta abgelagert. In den Auen entstehen Ton, Sandstein und Kohlenlagen (Werksandstein; Gelbkalkschichten). Das Meer kehrt langsam zurück, Gips bildete sich dort wo das Meerwasser verdunstete - der Grenzdolomit entstand.


Stratigraphie Unterer Keuper, Werksandstein, ein wichtiger Baustein, in Brünnau und zwischen den „Schiefer-Gelbkalkschichten“ bei Kleinsteinach.


Gips- und Sandsteinkeuperregion

Mittlere bis Obere Trias Gipskeuper (232 Mio. J.)

Es folgt der Gipskeuper mit dem Grundgips („Felsengips“) und hinterläßt tonige, mergelige, gelegentlich kalkige bis dolomitische Lagen (Grabfeld-Formation). Im Vorfeld tektonischer Hebungen, in deren Zuge sich der Atlantik zu bilden begann, folgten Sande aus „Skandinavien“: Der Schilfsandstein, ein sehr feinkörniger Bildhauersandstein den auch Tilman Riemenschneider zu schätzen wußte („Grüner Mainsandstein“), wurde in Rinnen- und Beckenfazies abgelagert (Stuttgart-Formation). Verkieselte Baumstämme, die Übergänge von älteren zu neueren Arten in sich vereinen, zeugen davon. Die Schachtelhalmreste schufen den Namen: „Schilf“sandstein.

Der Bergrat Dr. Hans Thürach (01.03.1859-11.07.1927), geboren in Ipsheim, verschaffte sich durch die Erforschung des Keupers einen bleibenden Eindruck.

Stratigraphie des Gipskeupers, Schilfsandsteinbrüche bei Obernesselbach und ein verkieseltes Stück Holz (Podocarboxylon triassicum), Osing.


Es folgen Tone der Lehrberg-Schichten (Steigerwald-Formation), vor allem um Neustadt a. d. Aisch und Langenzenn (Keuper-Lias-Land) und sorgten für eine ausgeprägte Ziegelbrennerei (es gab über 200 Ziegeleien). Die Steinmergel der Lehrbergbänke („Pflasterstein“) entstanden und hielten auch Fußspuren von Sauriern für die Nachwelt fest. 

„Mega-Monsune“ im warmen Klima des Großkontinentes Pangaea sind verantwortlich für viele Starkregenereignisse im Keuper. Sporadische Flüsse schufen Unmengen Material aus dem Vindelizisch-Böhmischen Land in das Germanische Becken. Der Sandsteinkeuper beginnt (222 Mio. Jahre). Die Zeit der Sandsteine bestimmt das Landschaftsbild: Blasen- und Coburger Sandstein (Haßberge-Formation) mit seinen „Froschsauriern“  („Semionotensandstein“).

Stratigraphie und Lebensbild Keuper. Chirotherium, das „Handtier“.

Der Sandsteinkeuper leitet in den meisten Gebieten bereits in andere Naturräume über (z.B.: Haßbergeregion)

„(…) und seh’ die Lande um den Main

zu meinen Füßen liegen.

Von Bamberg bis zum Grabfeldgau

umrahmen Berg und Hügel

die breite stromdurchglänzte Au

(…)“(V.v.SCHEFFEL).

Im jüngeren Verlauf gab es auch in den Fränkischen Platten vulkanische Aktivitäten. Löß, Flugsande, Erdfälle im Muschelkalk und Gipskeuper, Eisenquellen und Kalktuffablagerungen runden das Bild ab.

Die tektonischen Hauptrichtungen NE-SW (variskisch) und SE-NW (herzynisch) bestimmen die Fließrichtung der Flüsse. Erst vor etwa 2. Mio. J. durchbrach der Main den Steigerwald und floß zum Rhein, vorher zog es ihn nach Süden zur Donau.


Vulkanische Tuffbrekzie bei Mechenried, Mainschleife-Wertheim-Urphar, Sinterbildungen im Muschelkalk bei Gambach, die Sulzheimer Gipshügel und die Gipshöhlen bei Höllern.


Bergbau

Werksteine aus dem Buntsandstein und dem Muschelkalk, aus den  Gelbkalkschichten und dem Schilfsandstein, Gipsabbau (1 Mio t/J.), Ton, Mergel, Sand- und Kiesabbau sind in weiten Teilen die Rohstoffe.

Buntsandstein, Derrickkran, Gipsabbau bei Sulzheim und eine Ziegelei im Freilandmuseum Bad Windsheim.

Besonderes

Auch damals schon, 1726, gab es „fake news“: Die „Würzburger Lügensteine“, gefälschte Versteinerungen die dem Universitätsprofessor und forstbischöflichen Leibarzt J.B.A.Beringer aus Rache zugespielt wurden. Für echt befunden und in der „Lithographie Wirceburgensis“ veröffentlicht.

„Würzburger Lügensteine“, Würzburg und das Postamt des Christkindl´s in Himmelstadt.

Von der Unzahl an Schlössern, Burgen, Klöstern, Kirchen und sonstigen Sehenswürdigkeiten, wie die Konstitutionssäule in Gaibach, sei nur eine kleine Auswahl erwähnt. Die Vielfalt reicht vom „Steinernen Ötzi„ von Gallmersgarten, Steinach, ein 5000 Jahre alter Monolith im Gollachgau und mit rd. 1,10 m die älteste Großplastik, die Freigemarkung Osing (immaterielles Kulturgut Deutschlands) einmalig in Europa und das Postamt des Christkindl´s in Himmelstadt. Die vielen Bäder des Gebietes, ob nun aus Wässern des Zechstein oder Muschelkalkes (Fe/Mg/Na/Cl/F/Sulfat-Bitterwässer) in Bad Kissingen (Südrhön), Bad Königshofen u.a. sprechen für sich.

„Wer trinkt soll reines Herzens sein,

Mit Wein ist nicht zu scherzen.

Der reine rote Edelstein

Veredelt zwar die Herzen;

Doch die Veredlung geht verloren,

Wo nicht ist Edles eingeboren:

Ihr Edlen, trinkt den edlen Wein!“…

(FRIEDRICH RÜCKERT. Der Talisman des Weines).


Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei, von den weltberühmten Lagen des Frankenweins „Weinfrankens“, einzigartige Pflanzen und Orchideen, wie u.a. auf den Flugsanden des Saupürzel bei Karlstadt, oder der erfolgreichsten Faschingssendung Deutschland aus Veitshöchheim.

Größen wie Walther von der Vogelweide, die Nobelpreisträger Werner Heisenberg (Quantenmechanik), Emil Fischer (Zuckerforschung), Wilhelm Conrad Röntgen, der an der UNI Würzburg die Röntgenstrahlen entdeckte, weltberühmte Bildhauer wie Tilman Riemenschneider wirkten hier. Die verzauberten Gassen von Rothenburg o.d.T. mit seinem Meistertrunk(immaterielles Kulturerbe der UNESCO) und als Filmkulisse für zahlreiche Filme geschätzt kennt man. Das Freilandmuseum Bad Windsheim bietet die Baustile und das frühere Leben auf kleinstem Raum. Der größte Fossiliengarten Deutschlands in Bettwar, soll nicht unerwähnt bleiben.

Rothenburg o.d.T, „Musikantensteine“, Weinland und die Windsheimer Bucht.


Mit einem herzlichen Gruß aus dem Mainfränkischen Platten und deren

schönsten Geotopen


10 Gipsbruch Endsee, 12 Frickenhäuser See, 35-Kalbensteinberg, Gambach, 40 Bodenloses Loch, Unteroestheim, 72-Volkacher Mainschleife, Volkach, 83-Quaderkalkbruch Kleinochsenfurt, 86 Werksandsteinbruch Markt Höchberg und die Nr.: 87-Sulzheimer Gipshügel.


Links

Mineralogisches Museum Würzburg

Frankenmuseum Würzburg

Fränkisches Freilandmuseum

Knauf Museum

Gipsinformationszentrum Sulzheim

u.v.a.m.


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